- Encomienda
- Encomienda[eȖko'mjenda; spanisch »Auftrag«] die, -/-s, in Kastilien ursprünglich eine Grundherrschaft der Ritterorden, entwickelte sich während der spanischen Landnahme in Amerika zum maßgeblichen Kolonisationsinstrument als Ersatz für die verbotene Versklavung der Eingeborenen. In rechtlicher Hinsicht war die Encomienda die Zuteilung (»Repartimiento«) von unterschiedlich großen Gruppen von Indianern an einzelne Eroberer mit dem Auftrag, Missionierung und Akkulturation der Eingeborenen zu gewährleisten sowie militärische Einsatzbereitschaft zu zeigen; dafür erhielten sie das Privileg, die von den Indios geschuldeten Tribute und Arbeitsleistungen (Zwangsarbeit auf den Landgütern und in den Bergwerken) für sich zu nutzen. Die Krone oder ihre Repräsentanten vergaben Encomiendas unter Berufung auf ihre Rechtsnachfolgerschaft der indianischen Herrscher. In der Praxis garantierte das System den Unterhalt der Eroberer, deren Drang nach rücksichtsloser Bereicherung führte jedoch zur Ausbeutung und Unterdrückung der Indianer. Diese Missstände verursachten die in den »Neuen Gesetzen« von 1542 gipfelnde Reform des Encomiendasystems, das aber nur langsam von der Krone abgeschafft werden konnte (endgültig im 18. Jahrhundert).Fischer-Weltgesch., Bd. 22: Süd- u. Mittelamerika, Tl. 1: Die Indianerkulturen Altamerikas u. die spanisch-portugies. Kolonialherrschaft, hg. u. verf. v. R. Konetzke (99.-100. Tsd. 1995).
Universal-Lexikon. 2012.